-
Schilddrüsenhormone
-
Die Schilddrüse produziert eine Vielzahl an Hormonen, von denen wir im Blut die freien Formen fT4 (Thyroxin= Tetrajodthyronin) und fT3 (Trijodthyronin) bestimmen. fT4 ist ein Speicherhormon, vergleichbar mit einer Speisekammer, aus der fT3 bei Bedarf geholt wird. fT3 baut sich auch schneller ab, nach ca. 12 Stunden ist die Hälfte abgebaut, wogegen fT4 ca. 8 Tage braucht um sich zu halbieren. Daher sollte man immer beide Hormone bestimmen, um einen etwas besseren zeitlichen Zusammenhang beurteilen zu können.
Die Produktion der Schilddrüsenhormone wird von der Gehirnanhangdrüse (Hypophyse) gesteuert. Falls dort die Meldung eingeht, dass zu wenig Schilddrüsenhormone fT4 und fT3 im Blut vorhanden sind, stimuliert sie die Schilddrüse über das Hormon Thyreotropin (TSH = Thyroidea stimmulierendes Hormon) entweder mehr Hormone zu produzieren und/oder ggf. zu wachsen. Ein erhöhter TSH-Spiegel weist auf einen Mangel an Schilddrüsenhormonen und somit auf eine Unterfunktion hin. Da die Schilddrüse die Stimulation braucht, kann die Gehirnanhangdrüse durch Absenken des TSH die Schilddrüse in ihrer Produktion auch einbremsen. Falls das nicht gelingt, sinkt der TSH-Spiegel im Blut, unter Umständen bis unter die Nachweisgrenze. Dieses „Bremsmanöver“ der Gehirnanhangdrüse findet bei Überproduktion von Schilddrüsenhormonen, also bei Überfunktion, statt.
Es sollten also zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion standardmäßig fT3, fT4 und TSH bestimmt werden.
-
Calcitonin
-
Calcitonin ist ein Protein, das in der Schilddrüse produziert wird. Calcitonin ist ein wichtiger Bestandteil des Calcium-Stoffwechsels. Isoliert auf die Schilddrüse betrachtet wird es bei Schilddrüsenknoten als möglicher Tumormarker, insbesondere bei V.a. medulläres Schilddrüsen-Karzinom, mitbestimmt.
-
Autoimmunantikörper der Schilddrüse
-
Folgende schilddrüsenspezifische Autoimmunantikörper werden bestimmt:
MAK - Mikrosomaler Antikörper = TPO-Antikörper - Thyreoperoxidase Antikörper
TAK – Thyreoglobulin Antikörper = TG-Antikörper
TRAK – TSH-Rezeptor Antikörper
Grob kann man sagen, ist MAK (TPO-AK) erhöht, weist das auf eine Thyreoiditis Hashimoto hin. Ein erhöhter TRAK ist beweisend für einen Morbus Basedow.
-
Thyreoglobulin
-
Thyreoglobulin ist ein Eiweiß, was zur Herstellung der Schilddrüsenhormone verwendet wird. Ist Thyreoglobulin vorhanden, gibt es funktionierendes Schilddrüsengewebe. Das ist insbesondere wichtig in der Nachsorge von Schilddrüsenkarzinomen, bei denen kein Restgewebe mehr aktiv sein sollte.
Zusätzlich ist Thyreoglobulin erhöht, wenn es einen Wachstumsreiz in der Schilddrüse gibt.
Die Bestimmung des Thyreoglobulin Wertes gibt in der Beurteilung von Knoten der Schilddrüse also einen wertvollen Hinweis.
-
Jodmangel
-
Die Schilddrüse braucht Jod, um die Schilddrüsenhormone zu produzieren. Fehlt Jod, sind zu wenig Schilddrüsenhormone im Blut und die Gehirnanhangdrüse setzt TSH frei um der Schilddrüse mitzuteilen, dass was passieren muss. Es besteht eine Unterfunktion oder Hypothyreose. Da die Schilddrüse keinen Rohstoff (Jod) hat, beginnt sie zu wachsen um über steigende Produktionskapazitäten den Jodmangel auszugleichen, was nicht gelingen kann. So entsteht ein Kropf.
Aus diesem Grund ist unser Speisesalz jodiert, um insbesondere in Jod-Mangel Gebieten (z.B. Alpen) der Bildung des Kropfes vorzubeugen.
-
Entzündliche Schilddrüsenerkrankungen
-
Akute Thyreoiditis
Eitrige
Nicht eitrige
Subakute Thyreoiditis
De Quervain
Chronische Thyreoiditis
Autoimmun
Post-partum
Exogen-toxisch
-
Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse
-
Thyreoiditis Hashimoto
Morbus Basedow
-
Gutartige Veränderungen der Schilddrüse
-
Zum Glück sind die allermeisten Veränderungen der Schilddrüse gutartig! Schilddrüsenkarzinome sind sehr selten. Zu den gutartigen Veränderungen der Schilddrüse gehören entzündliche Veränderungen, narbige Veränderungen, zystische Veränderungen und Knoten unterschiedlicher Ausprägung. Um zu erkennen, ob ein Knoten gutartig oder evtl. bösartig ist, wird in erster Linie die Schilddrüsensonographie eingesetzt.
Mit modernsten Ultraschall-Verfahren, die bislang in Tirol zur Untersuchung der Schilddrüse nur in unserem Schilddrüsenzentrum zur Anwendung kommen, kann man Schilddrüsenknoten systematisch klassifizieren und dadurch die weitere Diagnostik und Therapie sicherer vorantreiben.
Die Schilddrüsenszintigraphie liefert durch die Funktionsbeurteilung des Schilddrüsenknotens einen wertvollen Beitrag. Der sog. heiße Knoten zeigt eine Zone vermehrter Hormonproduktion, der sog. kalte Knoten ist als möglicherweise verdächtig für Neubildungen einzustufen.
-
Bösartige Veränderungen der Schilddrüse
-
Bösartige Tumore (Karzinome) der Schilddrüse sind sehr selten. Nur ca. 2% aller Tumorerkrankungen betreffen die Schilddrüse. Karzinome stellen sich in der Schilddrüse meist als Knoten dar. Der überwiegende Teil der Schilddrüsenknoten ist aber nicht bösartig. Es gilt bei Nachweis von Knoten in der Schilddrüse also zu unterscheiden und abzuschätzen, ob und wie hoch ein Risiko einer Bösartigkeit in dem gefundenen Knoten ist oder ob es sich um einen gutartigen Knoten handelt.
Dabei liefern das ausführliche Arzt/Patientengespräch, die Untersuchung der Halsregion sowie die Beurteilung im Verlauf wichtige Anhaltspunkte.
Mit modernster Ultraschall-Diagnostik können feine Strukturen in der Schilddrüse erkannt und beurteilt werden und somit Kriterien für Bösartigkeit erhoben werden, die für die Therapieempfehlung entscheidend sind.
Die Szintigraphie der Schilddrüse kann hier zusätzliche Informationen liefern, in Einzelfällen können auch sog. Feinnadelpunktionen vor der Operation Hinweise auf den Typ des Tumors geben.
Das Ziel ist es, unnötige Operationen zu vermeiden, aber dennoch bösartige Veränderungen mit hoher Sicherheit zu erkennen. Trotz immer besser werdenden technischen Möglichkeiten und hohem Erfahrungsschatz ist bei fraglichen und auffälligen Befunden die Operation und die darauf folgende feingewebliche Untersuchung des entnommenen Gewebes die einzige Möglichkeit, sicher einen bösartigen Tumor auszuschließen.
(Schilddrüsenkarzinom ist nicht gleich Schilddrüsenkarzinom, man unterscheidet grob in 2 Typen, die differenzierten und die undifferenzierten Schilddrüsenkarzinome.
Der überwiegende Teil, ca. 90% der Schilddrüsenkarzinome sind sog. differenzierte Schilddrüsenkarzinome, deren Prognose sehr gut ist.
Eine ungünstigere Prognose haben die sog. undifferenzierten oder anaplastischen Karzinome, deren Anteil an den Schilddrüsenkarzinomen unter 5% liegt.
Sog. gering differenzierte Karzinome machen ca. 5% aller Schilddrüsenkarzinome aus, dies sind meist größere Tumore und bilden häufig Metastasen. Ihre Prognose ist schlechter als bei den differenzierten Karzinomen.
Die unterschiedlichen Tumortypen treten schwerpunktmäßig in unterschiedlichen Altersstufen auf.)
Schilddrüse und andere Erkrankungen
Hypothalamus, Hypophyse, Nebenschilddrüse, Nebenniere, Leber, Intestinal, autoimmun.......
Spezialitäten: Cowden-Syndrom, MEN 2 (Sippel-Syndrom),
Moderne Ultraschalldiagnostik der Schilddrüse
In der Anwendung von Technik gibt es den einfachen Spruch, je neuer, desto besser. Das gilt auch für die Ultraschall-Technik. Zu den alt bewährten, sich stetig verbessernden Techniken kommen so auch neue, innovative Techniken dazu, die uns nicht nur schönere Bilder sondern auch neue Sichtweisen und diagnostische Ansätze ermöglichen.
Das sog. Superb Micovascular Imaging (SMI) ermöglicht eine Darstellung der feinsten Blutgefäße und deren Fluss und gibt uns wichtige Informationen über die Durchblutung der Schilddrüse, die z.B. bei entzündlichen Schilddrüsenerkrankungen massiv erhöht sein kann sowie über die Blutversorgung von Knoten, deren Art und Weise uns einen Hinweis gibt, ob es sich um einen gutartigen Knoten handelt oder ob der Knoten potentiell bösartig ist.
Die Scherwellen-Elastographie ist eine Weiterentwicklung der einfachen Elastographie. Die einfache Elastographie, bei der der Untersucher versucht einen konstanten Druck über die Ultraschallsonde auszuüben hat viele Fehlerquellen und sollte daher heute nicht mehr zur Anwendung kommen.
Mit der Scherwellen-Elastographie wird die Elastizität des untersuchten Gewebes zuverlässig und reproduzierbar bestimmt. Tumore der Schilddrüse haben oft eine sehr geringe Elastizität, sind hart und dadurch mit dieser Methode abgrenzbar.
Das Zusammenspiel all dieser Komponenten erlaubt, gemeinsam mit der Schilddrüsenszintigraphie eine sicherere Beurteilung, ob ein Knoten eher gutartig oder eher bösartig ist. Das beeinflusst dann auch die Entscheidung für oder gegen eine Operation.
-
Szintigraphische Untersuchungen
-
In der Schilddrüsenszintigraphie versucht man die Funktion von Schilddrüsengewebe zu beurteilen. Der zu untersuchenden Person wird eine geringe Menge einer schwach radioaktiven jodhaltigen Substanz in eine Vene gespritzt. Nach einer gewissen Wartezeit, in der ein Teil der injizierten Substanz in die Schilddrüse aufgenommen wurde, wird die szintigraphische Kammeraaufnahme gemacht. Auf den Bildern, die daraus entstehen, kann man sehen, ob ein Knoten mehr, gleichviel oder weniger von der injizierten Substanz aufnimmt als der Rest der Schilddrüse. Man bezeichnet dann die Knoten als heiß, bei Mehraufnahme, warm, bei gleicher Aufnahme und kalt, wenn sie weniger aufnehmen als das umgebende Schilddrüsengewebe.
Ein heißer Knoten kann Hinweis auf einen Bezirk in der Schilddrüse sein, der nicht mehr auf das Kommando der Gehirnanhangdrüse hört und munter Hormone produziert, ein sog. autonomes Adenom.
Ein kalter Knoten kann, muss aber nicht, Hinweis auf Gewebsneubildung sein und ist daher möglicherwiese verdächtig auf einen Tumor.
-
Feinnadelpunktionen der Schilddrüse
-
Mit einer Feinnadelpunktion kann der geübte Facharzt/Fachärztin unkompliziert, schnell und weitestgehend problemlos und schmerzfrei Gewebsproben aus einem Organ, in unserem Fall der Schilddrüse, entnehmen. Da es sich nur um kleinste Gewebsmengen handelt, die man gewinnt, nutzt das Ergebnis etwas, wenn ein bösartiger Befund heraus kommt. Ist das Ergebnis negativ, bleibt das Restrisiko, dass ein evtl. sehr kleine Tumorbezirk möglicherweise knapp daneben liegt und nicht getroffen wurde. Insbesondere bei vielen Knoten in der Schilddrüse kann mit der Feinnadelpunktion ein Restrisiko nicht ausgeschlossen werden.
-
Radio-Jod-Therapie
-
Die Radio-Jod-Therapie nutzt den Hunger der Schilddrüse auf Jod um sie mit einem radioaktiven Jod gezielt, teilweise oder ganz, zu zerstören. Am häufigsten wird diese Methode bei der Beseitigung von sog. heißen Knoten (dekompensiertes autonomes Adenom) angewandt, wo es gelingt durch vorher durchgeführte Messreihen, genau die Dosis zu berechnen und zu verabreichen, die zur Zerstörung des Knoten, aber nicht des normalen, den Knoten umgebendes Gewebes führt. Damit bleibt die Schilddrüse in ihrer Funktion erhalten. Die aufwendigen, aber notwendigen Messreihen schützen das gesunde Schilddrüsengewebe und sollen verhindern, dass später eine lebenslange Schilddrüsen-hormontherapie notwendig wird.
-
Operation der Schilddrüse
-
Eine Operation sollte dann durchgeführt werden, wenn sie nötig ist und begründet werden kann. Die Entscheidung zur Operation sollte im beratenden Gespräch zwischen dem behandelnden Arzt/Ärztin und dem/der Betroffenen unter Abwägung der erhobenen Befunde und den äußeren Rahmenbedingungen getroffen werden.
Je besser die zugrundeliegende Diagnostik durchgeführt wurde, um so zuverlässiger kann eine Empfehlung zur oder gegen eine Operation gegeben werden.
In manchen Fällen bietet eine Radio-Jod-Therapie eine mögliche Alternative, von andern Eingriffen, die teilweise experimentell und ambulant durchgeführt werden, raten wir klar ab.
-
Universitätsklinik für Nuklearmedizin Innsbruck
-
Im Falle eines positiven Tumor-Nachweises arbeiten wir in der Tumornachsorge eng mit der Universitätsklinik für Nuklearmedizin in Innsbruck zusammen.